Dampf in Tunnels, Ausgangslage und Resultate der Arbeitsgruppe
Aufgrund der neuen ERA-Verordnung zur Tunnelsicherheit war eine Überarbeitung der Risikoanalyse auch in der Schweiz erforderlich. Dabei wurden sowohl die Sicherheitsstandards auf Seiten der Infrastruktur als auch auf Seiten der EVU durchleuchtet. Aus diesem Grund wurden unter anderem die Tunneldurchfahrten mit kohlebefeuerten Dampfloks ins Visier genommen.
Als Hauptrisiko wurde von Seiten Infrastruktur, zusätzlich zu einer möglichen Verunreinigung und möglichen Störungen bei der Durchfahrt, die Rauchentwicklung im Tunnel mit äusseren Einflüssen zu verschiedenen Ereignissen im Verlauf der letzten Jahre identifiziert. Dies nicht zuletzt auch aufgrund der sehr empfindlichen Brandmeldeanlagen in den modernen Zügen und den modernisierten Tunneln.
Das maximale Szenario von Seiten Infrastruktur hätte dazu geführt, dass als äusserste Massnahme die Durchfahrt mit kohlebefeuerten Dampfloks in Tunnels untersagt wird. Im Dialog mit den Verantwortlichen konnte dies verhindert werden, unter der Voraussetzung, dass in einer kleinen Gruppe konkrete Massnahmen definiert werden, um den Einfluss von «Rauch im Tunnel » auf den normalen Betrieb auf ein Minimum zu reduzieren und die störungsfreie Durchfahrt von Dampfzügen durch Tunnel weiter zu verbessern.
Aus dieser Arbeitsgruppe sind folgende konkrete Massnahmen entstanden:
- Ein Merkblatt von HECH und SBB Historic, das die wichtigsten Details und Massnahmen für jeden relevanten Tunnel enthält, einschliesslich der Tunnelsteigungsprofile und Best-Practice-Praxis für Bedienung und Feuerung. Die Anwendung des Merkblatts ist für alle Dampffahrten obligatorisch. Daher sind alle Beteiligten verpflichtet, die entsprechende Ausbildung und Instruktion für das betroffene Personal sicherzustellen.
- Die für die SBB strategisch wichtigen Tunnel erhielten eine Einschränkung mit el. Vorspann. Diese ist den Tunnelgegebenheiten entsprechend angepasst und z.T. Fahrtrichtungsabhängig definiert. Die Details sind Richtungsabhängig auf dem Merkblatt aufgeführt.
- Die SBB hat ein internes Hilfsblatt entwickelt. Dieses soll für die Fahrdienstleiter als Hilfestellung dienen und sie im richtigen Umgang mit den Dampfzügen unterstützen. In diesem Zusammenhang enthält der Tagesbogen neu die Information zur Verständigungspflicht der BZ für nachfolgende oder entgegenkommende Züge, die den Tunnel innerhalb der folgenden 20 Minuten befahren – oder bis zur Rückmeldung, dass das Befahren wieder ohne weitere Massnahmen möglich sei. Die BZ muss die Lokführer über zu treffende Massnahmen informieren.
- Für Dampfzüge sind nun Nummernkreise definiert, sodass ein Fahrdienstleiter erkennen kann, wenn es sich um einen Dampfzug handelt.o Dampfzugnummern 32870 - 32899 (Dampfleermaterialzug)o Dampfzugnummern 39960 - 39979 (Dampflokzüge)o Dampfzugnummern 31710 - 31749 (Dampfextrazüge)
- Die Massnahmen zur Rauchentwicklungsgefahr gelten auch für ölgefeuerte Dampfloks.
- Jährliches «Meeting» (HECH – Infrastruktur) zum Austausch von Verbesserungsvorschl ägen und zur Diskussion möglicher weiterer Massnahmen (falls erforderlich).
Wir freuen uns sehr, dass es gelungen ist, mit allen involvierten Parteien zielgerichtete und umsetzbare Massnahmen festgelegt zu haben, und sind überzeugt, dass die strikte Anwendung der Massnahmen zu einer erheblichen Reduzierung der Vorfälle und somit zu einer Minimierung der Risiken bei Tunneldurchfahrten mit Dampfloks führen wird.
In diesem Zusammenhang verpflichten wir alle Dampflokbetreiber, das Merkblatt zwingend anzuwenden und das Personal über die Thematik und die Massnahmen zu instruieren. Zudem sollte der Schwerpunkt auf der Überprüfung der Ausbildung oder Instruktion aller Beteiligten liegen, um sicherzustellen, dass Fahrten mit Dampfloks durch Tunnel künftig möglichst rauchfrei durchgeführt werden können. Nur so können wir weiterhin mit Dampfzügen auf dem SBBNetz frei verkehren, was unser aller Ziel ist.
Weiterentwicklung & Überwachung:
Das Ziel ist eine weiterhin konstruktive Zusammenarbeit zwischen Infrastruktur und HECH, um die Sicherheit zu gewährleisten und die Gefahr von Ereignissen (insbesondere im Tunnel) mit Dampfloks auf ein Minimum zu reduzieren. Deshalb ist es wichtig, dass Erkenntnisse und oder Verbesserungsvorschläge aufgrund von Erfahrungen, insbesondere auch betreffend Merkblatt, offen der HECH kommuniziert werden.
Zum Erfahrungsaustausch (auf beiden Seiten) wird als weitere Massnahme ein jährliches «Sicherheitsmeeting » eingepflegt, wo mögliche zusätzliche Verbesserungen und Anpassungen geprüft und allenfalls umgesetzt werden können. Ziel ist es, auf beiden Seiten eine gewisse Planungssicherheit zu garantieren. Dies kann nur mit einem stetigen Austausch umgesetzt werden. Sollte es trotz der neuen Massnahmen zu Zwischenfällen und Ereignissen kommen, sind die daran Beteiligten aufgefordert, dies offen an reporting@hech.ch zu kommunizieren.
Wir wollen und müssen diese Massnahmen ernst nehmen und gemeinsam umsetzen. Nur so können wir garantieren, dass wir auch in Zukunft historische Erlebnisse mit eindrucksvollen Dampfloks der Nachwelt über die ganze Schweiz verteilt anbieten können.
Das Projektteam
Hinweis: Am 31.10.2024 findet um 14 Uhr bei SBB Historic in Windisch ein Informationsanlass statt. Anmeldungen bitte bis 26.10.2024 an wenger.duernten@bluewin.ch .